Weinreben sind nicht nur ein gern gepflanzter Sichtschutz und eignen sich zur Begrünung von Gebäudewänden. Mit dem richtigen Standort und genügend Pflege kann ein Weinstock nach ein paar Jahren einen guten Wuchs erreichen und eine ertragreiche Ernte bringen. Dann stellt sich so manchem Gartenfreund die Frage, was er denn mit all seinen Trauben machen könnte. Vielleicht Wein selber machen?
Da die Trauben nur eine kurze Erntezeit haben, ist es fast nicht möglich alle frisch von der Rebe zu verzehren. Lässt man sie jedoch zu lange an den Ranken, lassen sich nur zu gerne Wespen, Bienen und Vögel die süßen Früchte schmecken.
Doch wie wäre es, einen Teil der Ernte zu selber gemachten Wein zu verarbeiten? Zwar braucht es einiges an Zubehör und Kenntnisse über die Weinherstellung, ist aber insgesamt gesehen gar nicht so kompliziert. Immerhin ergeben 15 kg Trauben etwa zehn bis zwölf Liter Wein. Das ist doch eine Überlegung wert, oder?
Damit Sie Ihren Wein selber machen können, brauchen Sie erst einmal eine Grundausstattung.
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Wein selber machen mit diesem Zubehör
Um die Traubenernte erfolgreich zu gutem Wein verarbeiten zu können, ist das richtige Zubehör von großer Wichtigkeit. Aber keine Angst, Sie müssen sich die einzelnen Teile nicht mühsam zusammensuchen, sondern können auf komplette Starter-Sets zurückgreifen. Diese können Sie ganz unkompliziert im Internet bestellen. Allerdings sollten das von Ihnen ausgesuchte Set ein Minimum an Komponenten enthalten:
- Ein Gärgefäß aus Glas oder Plastik mit 10 – 15 Liter Fassungsvermögen. Dies kann ein Glasballon oder ein spezielles Kunststofffass sein. (Besser ist es jedoch wenn Sie sich gleich zwei Gärgefäße zulegen.)
- Eine Gärkappe, die das Gärgefäß verschließt und eine Öffnung für den Gäraufsatz hat.
- Der Gäraufsatz ermöglicht das Entweichen von Kohlensäure während des Gärprozesses und verhindert das Eindringen von Insekten oder Schmutzpartikeln. Dafür wird er in die Öffnung der Gärkappe gesteckt und stets mit Wasser befüllt.
- Ein Weinheber ist ein Absaugschlauch mit Filter. Damit kann der Wein vom Gärgefäß umgefüllt werden, ohne dass der Bodensatz aufgewirbelt wird.
- Mit einem Vinometer kann der Alkoholgehalt überprüft werden.
- Eine Reinigungsbürste und Reinigungsmittel für das Gärgefäß.
- Flüssige Reinhefe für den Gärprozess.
- Hefenährsalz ist wichtig für die Vermehrung der Reinhefekulturen.
- Milchsäure 80 % dient dazu den Säuregehalt des Weines zu regulieren.
- Kalk bindet ein zu viel an Säure.
- Kaliumpyrosulfit (Schwefel) wird für die Konservierung des Weines benötigt.
- Das Antigeliermittel verhindert bei der Maischegärung das Gelieren der Früchte.
- Eine Weinfibel mit den wichtigsten Anleitungen und Rezepten zur Weinherstellung
Mit dieser Ausstattung sind Sie schon einmal bestens gerüstet. Da aber noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, kann es am Anfang schon mal passieren, dass der Wein nicht ganz gelingt. Dann heißt es einfach sich auf die nächste Ernte zu freuen.
Und damit sind wir dann auch schon beim nächsten Schritt in der Weinherstellung:
Die richtige Ernte der Trauben
Die zur Weinherstellung geernteten Trauben müssen reif, unbeschädigt sowie von Laub und Stängeln befreit sein. Oberstes Gebot bei der Herstellung des eigenen Weines ist es, genau und vor allen Dingen hygienisch zu arbeiten.
Daher müssen die Trauben nach der Ernte gründlich gewaschen und getrocknet werden. In welcher Menge die einzelnen Zutaten zu verwendet werden, richtet sich nach der zu verarbeitenden Menge der Trauben.
Sind die Trauben gewaschen und trocken können Sie zur Weiterverarbeitung zwischen zwei unterschiedlichen Gärmethoden wählen:
- Bei der Saftgärung werden die Trauben mit Hilfe einer Saftpresse ausgepresst und nur der klare Saft wird verwendet. Dadurch können keine Bitterstoffe aus den Kernen in den Wein gelangen. Allerdings geht dieses Verfahren zu Lasten von Farbe und Geschmack des fertigen Weines.
- Für die Maischegärung werden die Trauben zerstampft oder püriert. Bitte unbedingt darauf achten, dass nur die Trauben und nicht die Kerne zerkleinert werden. Diese können ansonsten zu viele Bitter- und Gerbstoffe abgeben und den Geschmack des Weines verderben. Durch die Verwendung der ganzen Frucht ist das Endergebnis geschmacksintensiver und hat auch eine kräftigere Farbe.
Da die Maischegärung für die heimische Weinherstellung die gängigere Methode ist, wollen wir uns in diesem Ratgeber mit dieser Herstellungsweise beschäftigen.
Wein selber machen – Maischegärung
Bei der Maischegärung ist vieles zu beachten. Umso wichtiger ist es bei der Herstellung von eigenem Wein diese Schritte zu befolgen.
Wein selber machen – Der Anfang
Die zerstampft Trauben können nun in den ersten Gärbehälter eingefüllt werden. Während der Gärung entsteht sehr viel Schaum. Deswegen darf der Behälter nur bis etwa zur Hälfte befüllt werden.
Hefe dazugeben
Nun unter ständigen Rühren die Reinhefe dazugeben und den Gärbehälter mit der dazugehörigen Gärkappe verschließen.
Wasser hinzugeben
Den Gäraufsatz in die Öffnung der Kappe einschieben und bis zur Markierung mit Wasser befüllen. Der Wasserstand muss regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls nachgefüllt werden.
Ruhen lassen
Das Gefäß mit der Maische und der Hefe zwei Tage ruhen lassen. Danach muss der Behälter geschwenkt werden, damit sich alles gleichmäßig vermengt.
Wein selber machen – Schwefel und Antigeliermittel
Es empfiehlt sich bereits jetzt einen Teil Schwefel und das Antigeliermittel entsprechend der Dosierung in die Maische zu geben. Der Schwefel bietet Schutz vor Mikroorganismen und Verfärbungen und das Antigeliermittel bindet das Pektin in den Trauben.
Temperatur wichtig für den Gärprozess
Damit der Gärprozess in Gang bleibt, sollte man das Gefäß bei 21°C lagern. Da sich die Feststoffe in der Maische (Schalen, Fruchtfleisch und Kerne) an der Oberfläche absetzen, müssen Sie das Gefäß immer wieder schwenken.
Zucker für mehr Alkohol
Sind die Trauben nicht süß genug, sollte man mit etwas Zucker nachbessern. Dieser dient den Hefekulturen als Nahrung und wird in Alkohol umgewandelt. Steht nicht genug Nahrung zur Verfügung, ist der Gärprozess früher beendet, da die Hefen absterben. Dann kann es passieren, dass der Wein nicht genügend Alkohol hat. Dieser sollte aber bei etwa 13% Volumen liegen. Zum Messen des Alkoholgehaltes dient der Vinometer.
Aber Achtung: Diesen darf man nicht während des Gärprozesses verwenden, da die Kohlensäurebläschen den Vinometer beschädigen.
Wein selber machen – Alkoholgehalt berechnen
Um den zu erwartenden Alkoholgehalt berechnen zu können, sollte man im Vorfeld den Zuckergehalt (Öchslegehalt) der Trauben messen. So weiß man auch, ob eine Zuckerzugabe erforderlich ist oder nicht. Dazu verwenden Sie eine Öchslewaage, mit welcher der Zuckergehalt in der Maische festgestellt wird. Für 13% Volumen Alkohol im Endprodukt braucht es einen Öchslewert von 98,35. Da Sie aber den Wein selber machen, können Sie natürlich den Alkoholgehalt variieren.
Gärvorgang ist beendet
Am Ende des Gärvorgangs entsteht keine Kohlensäure mehr und es steigen keine Blasen mehr auf. Der Gärvorgang ist beendet und die Hefekulturen sind abgestorben. Bis es soweit ist, können allerdings gut und gerne vier Wochen vergehen.
Nach Beendigung des Gärprozesses muss der Wein noch für etwa zwei Wochen an einem kühleren Ort stehen bleiben. In dieser Zeit setzen sich die festen Bestandteile der Maische am Boden ab. Ganz Eilige können die Maische auch durch ein Tuch filtern und den gewonnenen Saft in den zweiten Behälter füllen. Und dies führt uns gleich unmittelbar zum nächsten Schritt.
Wein umfüllen und von der Hefe trennen
Das Sie die fertig vergorene Maische auch durch ein Tuch filtern und in einen weiteren Behälter umfüllen können, haben Sie ja gerade erfahren.
Wer aber beim Wein selber machen ausreichend Zeit und Geduld mitbringt, lässt die Maische nach der Gärung noch so lange im ersten Behälter, bis sich die festen Bestandteile (Fruchtfleisch, Schale und Kerne) am Boden abgesetzt haben.
Wein selber machen- Weinheben
Mit Hilfe des Weinhebers (Absaugschlauch mit Filter) wird der selbstgemachte Wein nun vorsichtig in das zweite Gefäß umgefüllt. Da der Bodensatz auf diese Weise beim Umfüllen nicht aufgewirbelt wird, ist die Flüssigkeit im zweiten Gefäß schon um ein Vielfaches klarer.
Das befüllte Gefäß sollte man nun bis zum Rand voll machen, damit der Wein nicht oxidieren kann. Auch eine Schwefelzugabe von 0,5-1 g je zehn Liter ist zu empfehlen. Um nun auch die letzten Trübstoffe der Hefe vom Wein zu trennen, muss er für weitere zwei Wochen stehen bleiben.
Ab in die Flasche
Wenn sich die letzten Hefetrübstoffe abgesetzt haben, ist es endlich soweit: Der Wein ist fertig und das Abfüllen in Flaschen kann starten. Dafür verwendet man am besten wieder den Weinheber, um nur ja keine Trübstoffe aufzuwirbeln. Der dann in die Flaschen abgefüllte Wein wird bevorzugter Weise mit einem Korken verschlossen.
Da kaum zu erwarten ist, dass man alle Flaschen an einem Abend trinkt, muss man die Flaschen unbedingt liegend lagern. Dadurch ist gewährleistet, dass der Korken immer befeuchtet ist und kein Sauerstoffeintritt das spätere Trinkvergnügen mindert.
Wein lässt sich nicht nur aus Trauben herstellen
Wer nun keinen Weinstock in seinem Garten hat, muss deswegen nicht auf die Herstellung eines köstlichen Tropfens verzichten. Fast alle Obstsorten eigenen sich zur Weinproduktion. Sogar aus Bananen lässt sich ein solcher kreieren.
Je nach Obstsorte muss aber eventuell nicht nur mit Zucker (für den richtigen Alkoholgehalt) sondern bei Bedarf auch mit Säure (für den besseren Geschmack) nachgeholfen werden. Hier sind Milchsäure oder Zitronensäure die gebräuchlichsten Formen.
Die Herstellung des Weines aus Obst erfolgt im Prinzip genau so wie bei der Verwendung von Trauben. Bei Steinobst müsst ihr die Kerne jedoch vorher entfernen, da sonst Blausäure in den Wein gelangen kann.
Auch hier haben Sie die Wahl zwischen der Saftgärung und der Maischegärung. Gespritztes Obst sollte unbedingt ausgepresst und nur der Saft verwendet werden. Genau wie bei den Trauben gilt auch für das Obst: Nur reife und einwandfreie Früchte verwenden!Für die Verarbeitung des Obstes dürfen sie keine Utensilien aus Metall verwenden, da es sonst zu chemischen Reaktionen kommt, die den Wein unbrauchbar machen.
Am besten Sie besorgen sich ein wenig Literatur mit Rezepten für die Weinherstellung mit Obst. Dann haben Sie auch schon genaue Angaben, was die Zugabe von Zucker und/oder Säure betrifft. Sollten bei der Weinherstellung Fehler passieren, können einige in manchen Fällen noch behoben werden. Diese und andere Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Weinproduktion lassen sich ebenfalls in einschlägiger Literatur finden, würden aber den Rahmen dieses Ratgebers sprengen.
Noch ein kleiner Rat zum Schluss
Das beste ist, erst einmal mit kleinen Mengen zu experimentieren. Wein selber herstellen ist keine leichte Arbeit! Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Für die Herstellung von Wein gibt es sogar extra Studiengänge!
Für den privaten Liebhaber selbst gemachter Weine heißt es jedoch „Learning bei Doing!“. Am Ende belohnt Sie dann ein köstlicher Tropfen, der jede Mühe wert war! Wir wünschen dir viel Spaß beim Wein selber machen!
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Wow ein sehr informativer Artikel. Versuche mich seit dem letzten Jahr auch in der Weinherstellung und ich muss sagen es macht echt Spaß :D. Schreibe jetzt auch schon in meinem Blog über dieses Thema. https://www.wein-selber-herstellen.de/ . Nächsten Sommer will ich mich an Obstweine herantasten. Habe so viele Kirschen im Garten und werde es denke ich einmal versuchen einen Kirschwein selber zu machen.