Die Tatsache, dass die Rebsorte Primitivo eine ganze Zeit lang eher unbekannt war, kann man als eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit bezeichnen. Denn dieser Wein hat es in sich, und wer ihn einmal probiert hat, muss seine Geschmacksnerven in Kleinstarbeit davon überzeugen, einen anderen Wein zuzulassen. Primitivo schmeckt kraftvoll, harmonisch und fruchtig, er gehört in jedes Regal von Weinkennern.
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Zierfandel vs. Primitivo im Laien-Vergleich
Es war der Rebschulenbetreiber George Gibbs, der im Jahr 1825 die Rebsorte Zierfandler in die USA holte. Über die weiteren Hintergründe, die den Namen betreffen, streiten sich die Geister, aber für den Wein, den man heute trinken kann, spielt das auch nur eine untergeordnete Rolle.
Trotzdem ist die Suche nach dem europäischen Ursprung der Rebsorte, beginnend mit den 1960er Jahren, interessant. Denn der amerikanische Pflanzenpathologe Austin Goheen brachte von einer Italienreise Primitivo mit in die USA. Er untersuchte sowohl Zierfandel als auch Primitivo und kam zum Schluss, dass es sich um die gleiche Sorte handelte. Seine Untersuchungen reduzierten sich allerdings auf sichtbare Kriterien, wodurch sein Urteil als nicht abschließend beurteilt werden musste. Und so war es die Professorin Carole Meredith, die im Jahr 1999 anhand einer DNA-Analyse bestätigen konnte, dass es sich um identische Rebsorten handelte.
Primitivo und Zierfandel: Identisch und dennoch unterschiedlich
Sicher hat Carole Meredith ihren Job gewissenhaft erledigt, und feststeht auch, dass Primitivo und Zierfandel einmal identisch waren. Inzwischen ist jedoch bekannt geworden, dass es geschmackliche Unterschiede gibt. Und – nebenbei bemerkt – der Ursprung der Rebe liegt weder in den USA noch in Italien, sie kommt eigentlich aus Kroatien. Das soll der hohen Qualität aber keinen Abbruch tun.
Und Meredith hatte recht mit ihrer Einschätzung. Aber wenn zwei gleiche Reben an unterschiedlichen Orten wachsen, entwickeln sich automatisch auch Unterschiede. Der Zierfandler aus Kalifornien ist mit griffigerem Tannin ausgestattet und wirkt insgesamt ein wenig strukturierter. Er hat eine klare Note und eine intensive Duftigkeit. Trotzdem fällt der Vergleich schwer, denn beide Weine sind außergewöhnlich und haben längst ihren Erfolgsweg angetreten.
Primitivo: Die Rebsorte aus Süditalien
Die Rebsorte Primitivo fühlt sich am wohlsten, wo das Klima mediterran ist, karge Kalksteinfelsen die Umgebung prägen und Scirocco-Winde wehen. Diese Voraussetzungen werden auf Salento geliefert, und so wächst die Traube dort gut gehütet, um den Weg zu den Weinliebhabern auf der ganzen Welt zu finden.
Primitivo überzeugt mit seinem dunklen Rubinrot, seinen Aromen nach frischen Waldfrüchten und seiner feinen Würze. Man schmeckt Nelken, Zimt und ein wenig weißen Pfeffer, und wer glaubt, dass die dezente Schokoladennote das Vergnügen stören würde, der irrt sich.
Primitivo hat einen eher geringen Anteil an Tannin und Säure, er kommt harmonisch daher und wirkt, als trage er einen dünnen Mantel aus Früchten.
Darum liegt Primitivo im Trend
Es spricht für sich, wenn Kunden Primitivo als „Gaumenschmeichler“ und „Romantiker“ bezeichnen. Der Genuss beginnt bereits beim Geruch, und wenn man die ersten Tropfen auf der Zunge trägt, gibt es kein Halten mehr. Wahrscheinlich ist es die gelungene Mischung aus Trauben und Gewürzen, die Primitivo so beliebt macht.
Und noch etwas zeichnet Primitivo aus: Er ist bei Weintrinkern, die sich bisher nicht so sehr für Rotwein begeistern konnten, ebenso beliebt wie bei Kennern mit Erfahrung, die beide das einzigartige Aroma schätzen.
Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass Primitivo schon zahlreiche Preise gewonnen hat: 2016 die Goldmedaille beim Mundus Vini Summer Tasting, 2017 gleich noch einmal. Dann 2019 Gold bei der Berliner Wein Trophy und 2020 die Silbermedaille beim Mundus Vini.
Mit diesem Wein kann man wahrlich nicht viel falsch, aber eine ganze Menge richtig machen.
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Quellen:
- https://www.meininger.de/de/mundus-vini/pressemeldung/mundus-vini-sommerverkostung-2016-ergebnisse
- https://www.meininger.de/de/mundus-vini/verkostungsergebnisse/mundus-vini-sommerverkostung-2017
- https://www.wine-trophy.com/de/
Bildnachweis: ©Unsplash
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